Urheberrecht und geistiges Eigentum

Eine Sammlung von Informationsbröckchen zum Urheberrecht.

Jeanette Hofmann (Hrsg.): Wissen und Eigentum

Ein Recht auf Urheberschaft ist recht neu, ausgehend aus einem englischen Gesetz um 1710. Davor war Wissen kein "Gut".

Jamey Boyle

Boyle stellt die These auf, dass derzeit ein starkes Ungleichgewicht zwischen zwei Interessen herrscht, einmal dem Anliegen der Öffentlichkeit, der Allgemeinheit und zum anderem dem (wirtschaftlichen) Anliegen Einzelner. Dazu stellt er eine Analogie zur Umweltbewegung her:

Ein Beispiel mag dies erläutern. Man stelle sich die Kosten-Nutzen- Rechnung

der Stromgewinnung vor, bei der als Nebeneffekt saurer Regen anfällt oder –

wohl weniger schwerwiegend, doch der Form nach ähnlich – die

Kosten-Nutzen-Rechnung von retrospektiv verlängerten Urheberschutzfristen auf

Werke, deren Schutzfrist bereits abgelaufen war und die der Public Domain

wieder entzogen werden sollen. In beiden Fällen reicht die eng gefasste

»Analyse privaten Eigentums« nicht aus, um die tatsächlich entstehenden

Kosten darzustellen. In beiden Fällen entfallen die Kosten der Handlung auf

eine große Anzahl von Menschen, während der Nutzen vorwiegend einigen

wenigen, leicht zu definierenden und gut organisierten Gruppen zugute kommt.

Ganz offensichtlich würden die Erben und Rechtsnachfolger von Autoren, deren

Urheberschutz abgelaufen ist, davon profitieren, wenn der Kongress den Zaun

um dieses Stück intellektueller Allmende wieder errichtete. Ganz klar gibt es

aber auch bestimmte Kosten einer Verlängerung der Schutzfrist, die

beispielsweise zu Lasten der Bildung und öffentlichen Diskussion gehen. Doch

auf den Einzelnen bezogen sind diese Kosten relativ gering und sie entfallen

nicht auf eine klar definierte Gruppe von Beteiligten.

Thomas Dreier, Georg Nolte: Einführung in das Urheberrecht

Standen zu Beginn der Urheberrechtsentwicklung ideengeschichtlich die

persçnlichen Interessen der Urheber bzw. zugleich, wenn nicht gar zuerst die

Interessen der Verleger im Vordergrund, so geht es zunehmend darum, welche

Bedeutung das Urheberecht im Rahmen der Informationsindustrie insgesamt

f􀀍r die Volkswirtschaft hat. Das Urheberrecht ist heute zu einem

wichtigen Steuerungsinstrument der Informationsgesellschaft geworden.