Erste Blogs offline wegen des neuen Jugendmedienstaatsvertrags (JMStV)

Heise berichtet gerade, dass die ersten deutschen Blogger angekündigt haben, dass sie ihre Blogs wegen des Jugendmedienstaatsvertrags (JMStV) schließen werden. Sehr schade ist es beispielsweise um Kris Köhntopps Website. Ihn zu lesen war immer sehr informativ und kurzweilig, mit seinem Blog gehen eine Menge spannender politische und technische Inhalte verloren. Da er die Nutzer vorgewarnt hat, werden seine Inhalte wahrscheinlich vielfach kopiert werden und tauchen irgendwann wieder in P2P-Netzen und auf dubiosen ausländischen Servern auf.

Der JMStV schreibt Websites (und darunter fallen eben auch private Blogs) eine Altersklassifierzung sämtlicher Inhalte vor. Bei Inhalten ab 16 oder ab 18 muss ein wirksames System der Alterskontrolle und Zugangsregelung verwendet werden. Unsere Qualitätsmedien sind hiervon übrigens ausgenommen (Quelle: YuccaTree Post):

Bild.de darf also weiterhin sexistische Tittenbildchen für ein Publikum ab 0 Jahren ins Netz stellen, während ein kleines Blog mit erotischen Inhalten – und seien diese noch so romantisch und unsexistisch – sich mindestens ein “ab 16″ einhandelt.

Im Januar hatte ich darüber gebloggt und auf die impliziete Marktschranke hingwiesen. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass es tatsächlich so weit kommen wird.

Ich selbst kann noch nicht einschätzen, ob ich diese Website hier weiter betreiben kann. Als freiberuflicher E-Learning-Berater könnte ich mir jedenfalls weder die Altersklassifizierung leisten noch das Risiko möglicher Abmahnungen. Andereseits kann ich auf das eigene Blog auch nicht verzichten.

Vielleicht gehe ich einfach wieder zurück in die Landwirtschaft.

E-Learning-Blog: 

Kommentare

Das ist doch alles albern. Erstens ist noch gar nichts beschlossen und zweitens wird nichts so heiss gegessen wie es gekocht wird. Vernünftige Bürger gehen auch bei Rot über die Kreuzung.

Du hast vielleicht reicht. Udo Vetter zumindest, dessen Lawblog ich ebenfalls sehr schätze, ist der Meinung, dass die Blogosphäre gelassen bleiben kann. Er schreibt beispielsweise, dass eine Alterskennzeichnung eben nicht Pflicht sei. Mal schauen, in ein paar Wochen weiß ich mehr, das werde ich dann auch noch mal bloggen.

Dass Kris sein Blog vom Netz genommen hat, könnte von ihm auch einfach eine politische Aktion sein, um die noch abstimmenden Länderparlamente auf die drastischen Konsquenzen des JMStV hinzuweisen.

Schauen mer mal, was die nächsten Wochen an Erkenntnisgewinn bringen werden.

-Tim

Da ich auch für unseren Verlag im Blog www.lehr-hoerbuch.de schreibe habe ich natürlich auch diese Meldung zur Kenntnis genommen. Allerdings frage ich mich ernsthaft wie realistisch ist denn so eine Idee? Das Internet hört doch nicht an den Grenzen von Deutschland auf bzw. fängt dort wieder neu an.
Gerade in einem Blog will man doch kommunizieren und das nicht nur innerhalb einer bestimmten Altersgruppe. Vielfältige Meinungsäußerungen aus unterschiedlichen Altersgruppen sollten doch möglich sein.
Wir haben gerade zum Thema PEGI, auf der Insel Deutschland ist es ja "noch" USK, drei Multimedia Training Files und Sach-Hörbücher produziert, die sich mit dem Thema Altersbegrenzungen und Inhaltsbewertungen auseinander setzen.
Ich denke man sollte den Blog-Verantwortlichen doch zutrauen selbst zu entscheiden was in den Blogs veröffentlicht werden kann und was nicht. Pauschalisierungen führen doch immer nur zum Stillstand und letztendlich zum Rückschritt.